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11.10.2023 – Von Claudia Ihmels (Weserkurier)

Die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Seckenhausen haben jetzt gelernt, wie man einen kleinen Modellflieger baut. Dafür waren echte Experten für eine besondere Unterrichtsstunde zu Besuch.

Stuhr-Seckenhausen. Unterricht mal anders in der Grundschule Seckenhausen: Bei den dritten und vierten Klassen hat jetzt eine Doppelstunde Modellfliegerei im Stundenplan …

02.02.2022 – Von: Leif Rullhusen (Kreiszeitung)

Eigentlich sind sie Flugzeug- und keine Modellbauer. Die Zwillingsbrüder Oliver und Thorsten Maszke aus Ganderkesee bauen ferngesteuerte XXL-Flieger. Ihr aktuelles Projekt hat eine Spannweite von acht Metern.

Ganderkesee – Oliver und Thorsten Maszke kleckern nicht – sie klotzen. Das Hobby der Zwillingsbrüder  aus Ganderkesee sprengt die üblichen Dimensionen der Modellfliegerei. Ihr aktuelles Bauprojekt hat eine Spannweite von achteinhalb Metern und könnte nach seiner Fertigstellung durchaus eine erwachsene Person in die Luft befördern.

Verkleinerte Originalflugzeuge
„Das sind keine Modelle mehr, sondern verkleinerte Originalflugzeuge“, verdeutlicht Oliver. „Eigentlich sind wir Flugzeug- und keine Modellbauer.“ Einziger Unterschied: Die Zwillingsbrüder setzen sich nicht selbst ins Cockpit, sondern steuern ihre Maschinen mit der Fernsteuerung vom Boden aus.

Angefangen mit Modellen aus dem Baukasten
Angefangen haben die beiden 53-Jährigen als Kinder mit kleinen Flugmodellen aus dem Baukasten. Heute konstruieren und bauen sie ihre Maschinen nach Originalplänen in Maßstäben zwischen 1:2,5 und 1:1,8. Da kann ein Motorflugzeug schon einmal 63 Kilo auf die Waage bringen, wie ihr „Bowers Fly Baby“. Ein 30 PS starker und 420 Kubikzentimeter großer Fünfzylinder-Sternmotor treibt den Doppeldecker an.

„Schädelspalter“ entsteht im Maßstab 1:1,2
Ihr neustes Projekt ist noch eine Nummer größer. Die Maszke-Zwillinge bauen gerade einen historischer Segelflieger aus dem Jahr 1929 nahezu in Originalgröße nach. Der „Schädelspalter“ – so hieß das Flugzeug im Volksmund – entsteht im Maßstab 1:1,2. Den Spitznamen erhielt das Flugzeug aufgrund einer Strebe vor dem Piloten, an der er sich bei der Landung den Kopf anschlagen konnte. In rund zwei Monaten soll das Schulungsflugzeug zu seinem Jungfernflug starten.

Beim Bau werden Originalmaterialien verwendet
„Unser Traum ist es, ein Flugzeug in Eins zu Eins zu bauen und dann mit einer Fernsteuerung auszurüsten“, berichtet Oliver. „Wir werden älter und unsere Augen schlechter. Da müssen die Flugzeuge eben größer werden“, erklärt er lachend. „Der Reiz beim Bau ist, dass wir Originalmaterialien wie Blech für eine Motorhaube verwenden können.“ Die wäre bei einem normalen Modellflieger  viel zu schwer. Dort kämen häufig leichtes Balsaholz und Styropor zum Einsatz.

Flugzeugbau aus den 1930-er Jahren
Die Rippen der Tragflächenspanten setzt Oliver aus vier mal vier Millimeter dicken Kiefernleisten zusammen. „Das ist Flugzeugbau aus den 1930er-Jahren. Bei einem kleineren Modell würde man sie einfach aus einer dünnen Holzplatte fräsen“, vergleicht Oliver. „Auch die Flugeigenschaften der großen Modelle sind besser“, ergänzt sein Bruder. Zugleich müsse man aber zum Beispiel Landungen besser planen, weil die Flugwege einfach länger werden.

Abnahme vom Luftfahrtbundesamt nötig
Eine Hürde, die das XXL-Hobby der Zwillinge aufwendig macht, ist das Gewicht der Fluggeräte. Denn jede Maschine, die 25 Kilo überschreitet, muss vom Luftfahrtbundesamt abgenommen und jährlich geprüft werden. Außerdem brauchen die Piloten einen Modellflugschein. Neben einer theoretischen müssen sie eine praktische Prüfung bestehen. Darüber hinaus dürfen diese Boliden nicht von jedem Modellflugplatz aus starten.

Einige Modelle, die die beiden Piloten regelmäßig fliegen, unterschreiten deshalb bewusst diese Gewichtsgrenze. Wie ihre „Foka 4“ mit 24,5 Kilo. Trotzdem bringt es das polnische Segelkunstflugzeug auf eine Spannweite von fast sieben Metern.

Ein normaler Kombi reicht zum Transport kaum aus
Um diese Flieger zu transportieren, lassen sie sich zerlegen. Dennoch reicht selbst ein normaler Kombi kaum aus. „Unser Auto wird den wachsenden Modellen im nächsten Jahr angepasst“, erzählt Thorsten. Dann wird ein langer „Mercedes Sprinter“ den derzeitigen Transporter ablösen.

Vor rund zehn Jahren entwickelte sich zunächst bei Oliver die Idee, einfach mal etwas größere Modelle zu fertigen. „So riesig ist ein Motorflugzeug doch gar nicht. Das kann ich ruhig in halber Größe nachbauen“, dachte er sich. In den folgenden Jahren verließen so mehrere Großmodelle, unter anderem der historische Dreidecker Fokker Dr. I „Roter Baron“, die Hobbywerkstatt in Ganderkesee. Zwei „Tiger Moth“ im Maßstab 1:2 befinden sich gerade im Rohbau. „Viele werden die Maschine aus dem Film ,Der englische Patient’ kennen“, erzählt Thorsten. Insgesamt haben die beiden etwa 40 Modelle gebaut.

Besonders spektakulärer Absturz eines Segelfliegers
Selbstverständlich ist auch schon mal etwas zu Bruch gegangen. Besonders spektakulär war der Absturz eines Segelfliegers vor wenigen Jahren. „In 300 Metern Höhe brach eine Tragfläche ab“, erinnert sich Oliver noch lebhaft. Ungebremst krachte der Flieger in den Erdboden. „Es blieben nur noch Trümmer übrig, die wir an Ort und Stelle feuerbestattet haben.“

Zuhause sind die außergewöhnlichen Modellbauer und -flieger beim „FSC Stieglitz“ in Syke-Ristedt. Wie vielen anderen Vereinen, gehen auch den „Stieglitzen“ die Mitglieder aus. „Uns fehlt der Nachwuchs“, erklärt Oliver. Insbesondere über junge Besucher auf dem Flugplatz würden sich die Modellbauer deshalb sehr freuen.

Ristedt – Von Anika Bokelmann (Kreiszeitung vom 20.08.2017) 

Mit teilweise rasanten Geschwindigkeiten flogen Hubschrauber und Turbinenjet Salti, Rollen und andere Manöver. Neben der Demonstration ihres Könnens tauschten sich die Anhänger des Modellfliegens am Wochenende über technische und weitere Themen rund um ihr Hobby aus. Dazu bot das zweitägige Treffen des Flugsportclubs (FSC) Stieglitz auf dem Flugplatz in Ristedt am Samstag und Sonntag die Möglichkeit.

Von dem 3,5 Hektar großen Gelände aus dürfen Modellflugzeuge bis zu einem Gewicht von 25 Kilogramm starten, mit Sondergenehmigung auch schwerere Typen. Die Höhenbegrenzung liegt bei etwa 300 Metern. Zwar stand das Flugevent allen Hobbyfliegern offen, aufgrund des Wetters blieben die Mitglieder des FSC Stieglitz aber weitestgehend unter sich. Im vergangenen Jahr hätten rund 100 Modellflieger aus ganz Norddeutschland den Weg nach Ristedt gefunden, bedauerte der Vorsitzende des Vereins, Ingo Rulfs, dass der Regen den Organisatoren dieses Mal deutlich weniger Teilnehmer bescherte.

„Wir fliegen just for fun“, betonte Ingo Rulfs, dass bei den heimischen Hobbypiloten der Spaß im Vordergrund steht. Den merkte man den Männern auf dem Ristedter Flugplatz an, als sie über die Technik ihrer zum Teil mehrere tausend Euro teuren Modelle sowie deren Bedienung und Gesetze rund ums Modellfliegen diskutierten oder ihren Mitstreitern ihr Können in einer Flugshow vorführten. Beim Modellfliegen kommen verschiedene Komponenten zusammen, machten die FSC-Mitglieder aus Syke, Bremen sowie der Umgebung deutlich. So seien Kenntnisse aus der Aerodynamik, Wetterkunde, Elektrotechnik und mehr wichtige Faktoren, die den ferngesteuerten Flug beeinflussen.

Der FSC Stieglitz zählt laut seinem Vorsitzenden aktuell etwa 140 Mitglieder. „Bei gutem Wetter ist eigentlich immer jemand auf dem Platz anzutreffen“, sagte Rulfs, der seine Maschine am Samstagmorgen zunächst am Boden ließ, weil der Wind dem leichten Modell zu schaffen gemacht hätte. „Größere Modelle starten auch bei Windstärken von vier bis fünf Beaufort“, berichtete Rulfs. „Es kommt am Ende auf die Fähigkeiten und Erfahrungen des Piloten an.“ Einige Mitglieder des Ristedter Vereins treten regelmäßig bei Wettbewerben an und sind daher deutschlandweit mit ihren Maschinen unterwegs.

Wer ein Modellflugzeug in die Luft lässt, benötigt neben einer gesteigerten Konzentration auch eine schnelle Reaktionsfähigkeit sowie Fingerspitzengefühl. Das wurde auf dem Flugplatz am Rande des Ristedter Moores deutlich, wenn Windböen unter die Flügel fassten und das Miniflugzeug aus dem Gleichgewicht brachten.

Zu den Sportgeräten der FSC-Mitglieder zählen je nach Kenntnisstand unter anderem Piper-Kunstflugmodelle, ferngelenkte Motorsegler und Handstart-Modelle. Auch ein kleiner Quadrokopter mit modernster Technik war bei der zweitägigen Veranstaltung zu sehen. Hier wurde der Pilot, der zwar vom Boden aus das Gerät steuerte, anhand einer speziellen Brille mit in die Höhe genommen und konnte sich so das weitläufige Areal und die Natur anschauen. Jedoch unterstrich Ingo Rulfs, dass es sich nicht um eine Drohne handelt: „Was wir hier heute sehen, sind allesamt Sportgeräte“, so der Vorsitzende.

Um ihr Hobby bekannter zu machen, plant der Vorstand des FSC Stieglitz noch in diesem Jahr einen Familientag, bei dem der Nachwuchs an den Modellflug herangeführt werden soll. Zudem werden in diesem Rahmen die neuesten Techniken und das Parcours-Fliegen vorgestellt, verriet Vorsitzender Rulfs.

03.05.2017 – Von Jürgen Juschkat (Weserkurier)

Am Tag der Arbeit eröffnete der FSC Stieglitz traditionell die Saison und ließ selbstgebaute Modellflieger in die windigen Höhen steigen. Selbst Piloten aus Oyten, Ganderkesee und Bremen kamen vorbei.

Syke-Ristedt. Frischer und unangenehmer Wind – schwere Bedingungen beim traditionellen 1.-Mai-Saisonstart auf der FSC-Anlage. Doch dadurch ließen sich die Flugmodell-Freunde nicht den Spaß verderben.

Das FPV-Meeting – ein Treffen, bei dem das Modell mittels Kameratechnik aus der Sicht eines Fahrers oder Piloten gesteuert wird – hatte die Luftfahrtbehörde noch gestoppt, doch den internen traditionellen Saisonstart ließ sich der FSC Stieglitz am Mai-Feiertag nicht nehmen. Auf dem Modellfluggelände im Ristedter Moor starteten die Mitglieder und einige Gäste von befreundeten Vereinen ihre Flugmodelle und testeten dabei auch neue Luftfahrzeuge.

„Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, also die Luftfahrt- und Luftsicherheitsbehörde für Niedersachsen, hat uns am 20. April per E-Mail mitgeteilt, dass wir für das FPV-Meeting eine Genehmigung benötigen. Verbandstechnisch gab es keinen Grund dafür“, erklärte Kassenwart Jörg Mix zur Absage. „Nun muss das der Verbandsjustitiar klären, denn wir haben in diesem Jahr noch eine weitere Veranstaltung dieser Art geplant“, fügte er an.

Ein Jahr Bauzeit
Der Flugbetrieb ist aus Sicherheitsgründen ein sensibles Thema. Deshalb wird gespannt auf den Ausgang der Meinungsverschiedenheit gewartet. In Niedersachsen sind zurzeit rund 150 Flugplätze für den zivilen Luftverkehr zugelassen. Der Oberbegriff „Flugplätze“ umfasst neben den Flughäfen auch Landeplätze und Segelfluggelände.

„Es ist zwar ziemlich böig, doch die großen Modelle haben damit keine Probleme, nur die kleineren sind auf Grund ihres geringeren Gewichtes windanfällig“, erklärte der Vereinsvorsitzende Ingo Rulfs. Walter Schurbert aus Twistringen stellte zum Beispiel eine russische Yak 54, ein Kunstflugmodell mit Boxermotor, vor. „Zwei Zylinder mit 100 Kubik sind da drin“, ergänzte der Modellfan.

Besonderen Eindruck hinterließen die großen Flugzeuge mit drei bis fünfeinhalb Metern Spannweite. Zwei Segler dieser Dimension waren zu sehen. Den einen hatten die Zwillingsbrüder Oliver und Thorsten Maszke aus Ganderkesee beziehungsweise Bremen mitgebracht. Im Mittelpunkt des Interesses stand das Segelflugzeug namens Avia 152 A aus Frankreich, das unter dem Oberbegriff Schulgleiter geführt wird. Es ist 1942 entwickelt und geflogen worden und gehört Oliver Maszke, der ein Jahr Bauzeit benötigte.

Ausgeben musste der Modellbauer dafür zwischen 2000 und 3000 Euro – also kein günstiges Hobby. „Motormaschinen kosten leicht das Doppelte“, ergänzte Oliver Maszke. Gebaut wird von den Zwillingsbrüdern im Maßstab 1:2 oder 1:2,5 nach Originalunterlagen. Bausätze sind für die beiden Bastler tabu. Jeder von Ihnen hat im Schnitt sieben Großmodelle – vom Segel- bis zum Motorflugzeug.

Sie sind vom Luftfahrtamt zugelassen und besitzen Flugtauglichkeit. Auch die beiden Piloten verfügen über eine spezielle Lizenz. „Aber das ist kein Maßstab“, wurde aufkommende Anerkennung bei der Anzahl der Modelle gleich im Keim erstickt.

Das russische Modell im Maßstab 1:2 hat 5,50 Meter Spannweite und ist drei Meter lang. Das Abfluggewicht beträgt etwa 24 Kilogramm. Auf die Frage, ob sie bei dem Wind denn Bedenken hätten, antwortete Oliver Maszke: „Das ist nicht schön, aber fliegbar. Wir haben Windstärke drei bis vier.“ „Ich bin einmal im Alter von zehn Jahren mit unserem Vater angefangen. Dann habe ich eine Pause eingelegt, als die Mofa-Zeit und die Ausbildung anstanden. Mit Mitte 20 bin ich dann wieder eingestiegen“, berichtete Oliver Maszke. Die beiden Brüder haben jeweils ihre eigenen Modelle. „Doch man hilft sich gegenseitig“, versicherte Thorsten Maszke.

Pech hatte Dirk Frankwitz vom Verein „Seepiloten“, der im Landkreis Verden in Oyten am See beheimatet ist. „Beim Transport ist mir bei meiner Airwolf das Fahrwerk abgebrochen. Da hätte ich nicht richtig landen können“, erklärte er. Es waren zwei Helikopter der Firma Roban, die er am 1. Mai vorstellte. Zum einen die schwarz-weiße Big Airwolf und eine bunte EC 145 – zwei Elektromodelle im Wert von jeweils 3000 Euro. „Da geht einiges für die Elektronik und die Akkus drauf“, teilte der als Hausmeister arbeitende Mann aus Bremen-Kattenesch mit. Am Sonntag zuvor hatte er die beiden Modell-Helikopter in Oyten erstmals in die Luft steigen lassen. Besonders stolz ist Dirk Frankwitz darauf, dass seine Frau ihn bei diesem Hobby unterstützt.

Lieber bauen als fliegen
„Der Bau der Modelle, weniger das Fliegen. Aber es sehr schön, wenn das Modell endlich fliegt“, schilderte Dirk Frankwitz den Reiz am Modellflugzeug-Bau. „Ich kann ein Flugzeug schon verkaufen und weggeben, dann kommt eben ein neues Projekt“, versicherte er. Der Bremer hat detailgetreu gebaut und dabei auch viele Beleuchtungseffekte integriert.

Sechs Stunden dauerte die interne Veranstaltung zum Saisonauftakt, doch nicht alle Modelle durften während der gesamten Zeit starten. Zwischen 13 und 15 Uhr mussten die Flugzeuge mit Verbrennern am Boden bleiben, weil der Verein keine Durchfluggenehmigung beantragt hatte. „Aber die Elektro-Flugmodelle durften geflogen werden“, sagte Info Rulfs.

Es war zwar als Saisonstart ein besonderer Tag für den rund 130 Mitglieder zählenden FSC Stieglitz im Ristedter Moor, doch Betrieb herrscht auf der Anlage mit dem Windsack am großen Mast oft. „Sofern das Wetter gut ist, ist immer jemand da“, erklärte der Vorsitzende Rulfs, „morgens sind die Rentner da, abends die Berufstätigen. Sie können selbstständig ihre Flüge starten. Ein Flugleiter ist erst ab drei Piloten erforderlich, um einen geregelten Flugverkehr zu gewährleisten.“ Sicherheit hat eben auch im Kleinen Priorität.

21.09.2017 – Von Dominik Albrecht (Weserkurier)

Einmal frei wie ein Vogel sein. Malte Menzel kommt diesem Wunsch mit seiner Drohne ziemlich nahe. Aus einer Brille sieht er, was sie sieht, während sie durch die Lüfte saust – auch gerne im Rennen.

Ristedt. Nur ein kleiner Ruck und sie hebt ab, zwei Meter, vier Meter, zehn Meter. Plötzlich geht sie in den Sturzflug, knapp über dem Boden schießt sie nach vorne, nimmt eine scharfe Linkskurve und rast durch das etwa einen Meter hohe orangene Tor. Pilot Malte Menzel war während des Fluges seiner Drohne quasi mittendrin statt nur dabei. Über eine spezielle Brille konnte er den Flug seines Quadrocopters dank montierter Kamera aus der Ich-Perspektive live mitverfolgen.

„Das ist für alle, die früher Flugsimulatoren gespielt haben, ein Traum, der wahr wird“, schwärmt Malte Menzel vom FSC Stieglitz. Und zu eben jener Gruppe gehört auch er. Schon immer sei er Flugzeugfan gewesen. Vor fünf Jahren hat er nach eigener Aussage mit dem Fliegen von Modellflugzeugen begonnen, zwei Jahre später die erste Drohne in den Himmel steigen lassen. Dabei hat der Himmelsstürmer von Malte Menzel wenig mit den handelsüblichen Drohnen aus Elektromärkten zu tun. Sämtliche Bauteile wie Platinen und Anschlüsse liegen offen. Mit Videos und Tipps von Vereinsmitgliedern hat sich der Familienvater das Wissen angeeignet, seine Drohne selber zu löten. Im Vergleich zum Kauf einer fertigen Drohne spare er dabei nicht nur rund 300 Euro, sondern eigne sich wissen an, dass er ohnehin brauche. Denn: „Wenn man wirklich Rennen fliegt, wird sie irgendwann sowieso kaputtgehen und man muss sie reparieren.“

Aber bei den FPV-Rennen (First Person View, Sicht aus der Ich-Perspektive, Anm. d. Red.) geht es ohnehin nicht um Schönheit, sondern um Funktionalität und Schnelligkeit. Darum sendet die Kamera auch keine hochauflösenden digitalen Bilder an die Brillen des Piloten, sondern analoge. „Dadurch wird es nahezu verzögerungsfrei übertragen, was wichtig ist, wenn wir durch die kleinen Tore fliegen“, erklärt Malte Menzel. Die ab 300 Euro zu beschaffenden Brillen besitzen auf der Innenseite zwei Schirme, auf denen das Bild der Drohne angezeigt wird. Mit der Fernbedienung wird das Fluggerät mit den vier Rotoren durch Tore, Ringe und Tunnel geflogen. Drei Runden dauern die Rennen. Alles geht, dank Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern, schnell – eine Runde ist in etwa 20 Sekunden vorbei. Gut so, denn der Akku hält nur drei Minuten.

Nerven aus Stahl
Aber was macht die FPV-Rennen so einzigartig? „Das Gefühl, dass man wirklich fliegt“, schießt es aus Menzel raus, der selber drei Drohnen besitzt. Es ähnele einer Spritztour mit einem Motorrad. Ab einem gewissen Zeitpunkt sei die Immersion – also das Gefühl des Eintauchens – so stark, dass man sich vorkommt, als sitze man selber in der Drohne. Dieses Erlebnis teilen sich beim FSC Stieglitz aktuell sechs Adrenalinjunkies, die auch gerne Neulingen mit Rat und Tat den Einstieg in ihr Hobby ermöglichen würden. Ein faszinierendes Hobby, dass aber auch unter vielen Vorurteilen zu leiden hat, wie Malte Menzel findet. Viele würden sich eine Drohne kaufen, ohne sich über die Verantwortung im Klaren zu sein. „Die Menschen verlassen sich auf die Technik und fliegen ahnungslos über Autobahnen oder andere Orte, wo sie es gar nicht dürfen. Das bringt unser Hobby in Verruf“, erzählt er. Das bekommen auch Veranstalter von FPV-Rennen zu spüren. Einmal wurde ein Rennen von Seiten der Behörden verhindert, berichtet Menzel: „Auf einmal hieß es, dass wäre eine Luftfahrtveranstaltung und wir sollten für Rettungsgassen und Sanitäter sorgen.“ Ein Umstand, der den Drohnen-Piloten ärgert, denn die erlassenen Gesetze machen es auch denjenigen schwer, die eigentlich alle Sicherheitsvorkehrungen einhalten. „Durch die Behörden wird uns die Möglichkeit genommen, uns öffentlich zu organisieren“, prangert er an.

Malte Menzels Traum ist es, einmal an einem offiziellen DRL-Rennen (Drone Racing League) in Amerika teilzunehmen. Bei diesen Spektakeln werden allen Teilnehmern baugleiche Drohnen gestellt, die durch imposante Austragungsorte wie Stadien oder Lagerhallen fliegen. Und was hält den Berufsschullehrer davon ab, sich anzumelden? „Dafür müsste ich einfach viel mehr trainieren. Richtig gute Piloten fliegen jeden Tag.“ Denn neben einer guten Hand-Augen-Koordination würde sich vor allem bei der Psyche die Spreu vom Weizen trennen. Ohne Nerven aus Stahl rücke der erste Platz in weite Ferne. „Jedes kleine Zittern der Hand überträgt sich auf die empfindlich eingestellte Drohne. Wenn man nur einen Fehler macht und crasht, kann man schon raus sein“, erklärt Malte Menzel.

Ok, dann halt erstmal die Rennen in den norddeutschen Gefilden. Am Sonnabend, 23. September, startet um 10 Uhr auf dem Fluggelände des FSC Stieglitz die Endausscheidung der Serie FPV-Mars. In drei Rennen haben rund 50 Teilnehmer Punkte für das Finale gesammelt. 20 Piloten haben sich qualifiziert und wollen nun als Erster das Ziel erreichen. Besucher können sich dank Brillen die Sicht mit den Piloten teilen.

Informationen zum FSC Stieglitz mitsamt Anfahrtsbeschreibung zum Fluggelände gibt es unter www.fsc-stieglitz.de. Tipps zum Drohnenfliegen hat Malte Menzel per E-Mail an fpv@fsc-stieglitz.de.

24.09.2017 – Von Dagmar Voss (Weserkurier)

Freestyle-Tower-Gate? Drop-Gravity-Gate? Mit solchen Fachausdrücken mussten sich die Besucher des Drohnenrennens beim FSC Stieglitz in Ristedt beschäftigen. 15 Piloten stellten sich dem Wettbewerb.

Syke. Geräusche von wild gewordenen Hornissen konnte der Besucher hören, bevor er beim Näherkommen die Ursachen, nämlich kleine Fluggeräte, ausmachen konnte. Ort des Geschehens: der Ristedter Modellflugplatz. Bunt war das Gelände, der betreffende Parcours am Sonnabend versehen mit reichlich Fahnen, Toren und einem Turm. Dieses Hindernisrennen galt den Quadrocoptern und ihren 15 aktiven Piloten, die sich zu einem Rennen verabredet hatten. Dazu hatten sie ihre besonderen Racecopter mitgebracht und die dazugehörigen Brillen. Gekommen waren Teilnehmer aus der Region, aus Weyhe oder Sulingen, aber auch aus Hannover und Flensburg – zwischen 14 und über 60 Jahren alt.

Markus Messerschmidt – der Name war in diesem Fall tatsächlich Programm – aus Delmenhorst, der Organisator, hatte die Strecke geplant: „Wir machen zwölf Durchgänge, wobei vor allem der Freestyle-Tower-Gate mit dem Drop-Gravity-Gate eine Schwierigkeit darstellt.“ Messerschmidt hatte auf der Fläche neun Tore und mehr als 20 Flaggen aufgestellt, die auf der festgelegten Strecke zurückgelegt werden mussten. Um das besser zu erkennen, lagen weiße oder orange kleine Pylone, die den Weg kennzeichneten.

Mehr Zeit mit dem Sohnemann
So, und wie war das jetzt mit diesem Freestyle-Tower-Gate? Die beiden Durchflüge durch diesen vier Meter hohen Turm gestalteten sich als ungewöhnlich; man musste die Schwerkraft nutzen, um sich zunächst durchfallen zu lassen, um dann wieder hochzutauchen. Plus eine kleine Schikane, nämlich ein 90-Grad-Winkel, den es zu meistern galt. Genau dort war es um Mitorganisator Martin Menzel aus Syke schon gleich am Anfang geschehen. „Da hat es mich gecrasht und raus war ich“, resümiert er resignierend. Das passte zum System, mit dem die Gewinner ausgemacht wurden: „Es wird in den gut ein Dutzend Durchgängen nach K.o.-System vorgegangen, immer in Gruppen zu viert oder fünft – wer fliegt am längsten und weitesten, die ersten beiden kommen weiter in die nächste Runde.“


Menzel, Mitglied beim Veranstalter FSC Stieglitz, meinte dazu: „Also musste man bei dieser langen Strecke so fliegen, dass man gerade so nicht crashte.“ Nun ja, er war zwar schnell raus, hatte dafür aber mehr Zeit, um mit seinem achtjährigen Sohn Jaaron in den Pausen in der sogenannten Lehrer-Schüler-Verbindung zu proben. Dabei handelt es sich um eine technische Verbindung der Steuergeräte, bei dem der Ältere Zugriff auf den Copter hat. Geflogen wurde mit dem „Tiny“, einem Spielzeug-Flieger in kleinerer Ausführung. Über eine spezielle Brille konnten beide, genauso wie die anderen, den Flug des Quadrocopters, dank montierter Kamera, aus der Ich-Perspektive live mitverfolgen.

Auch interessierte Besucher, von denen am Vormittag bestimmt 50 gekommen waren, konnten mit den Piloten zusammen durch die Brille mitfliegen. Besonders interessiert am Sonnabend war Matthias aus Sulingen dabei, der mit seinem zwölfjährigen Sohn Merlin angereist war. Der hatte zwar die grundlegende Begeisterung fürs Modellfliegen von seinem Papa geerbt, allerdings galt das beim Senior noch den Modellflugzeugen. Nun hatten sie sich auf Quadrocopter einigen können. „Und bloß nicht das böse Wort Drohne benutzen“, lautete ihr Ratschlag. Sie hatten einen kleinen Bildschirm in Smartphone-Größe dabei, auch damit konnte man aus der Live-Perspektive mitfliegen.

Ein besonders Copter-infiziertes Pärchen aus Flensburg frönt seiner Leidenschaft fast jedes Wochenende: „Wir fahren überall hin, von Nord bis Süd. Immer da, wo gerade Rennen geflogen werden.“ Möglicherweise verdankte also das Nordlicht Matti Grupp diesem „Vielfliegen“ seinen dritten Platz. Silber ging an Marvin Bode aus Hannover, als Sieger ging Malte Meibohm aus dem Heidekreis hervor. Und alle freuen sich schon aufs nächste Mal, das näher ist, als man denkt. Denn in zwei Wochen geht die Hatz mit den Coptern in Schwarme weiter.

13.06.2016 – Von Elfi Bultjer (Weserkurier)

FSC Stieglitz überrascht mit einer außerordentlichen Variante des Wettfliegens

Syke-Ristedt. „Wir haben auf dem Fluggelände einen Parcours aufgebaut, damit man mal sehen kann, was mit einem Copter so möglich ist“, sagte Ingo Rulfs, erster Vorsitzender des FSC Stieglitz in Ristedt. Der FSC ist ein Flugsportclub für private Modellflieger in Syke-Ristedt.

Syke-Ristedt. „Wir haben auf dem Fluggelände einen Parcours aufgebaut, damit man mal sehen kann, was mit einem Copter so möglich ist“, sagte Ingo Rulfs, erster Vorsitzender des FSC Stieglitz in Ristedt. Der FSC ist ein Flugsportclub für private Modellflieger in Syke-Ristedt. Mitten im Ristedter Moor fand der Verein nach jahrelanger Suche vor ungefähr 25 Jahren eine neue Heimat. „Der Verein wurde vor etwa 50 Jahren in Bremen gegründet. Damals ist man mit den Modellfliegern noch auf dem Neuenlander Feld unterwegs gewesen“, berichtete Rulfs. Am Sonntag lud der Verein alle Multicopter-Piloten und Interessierte zu einem FPV-Treffen auf seinem Gelände ein.

Am Eingang zu dem Vereinsgelände hängt ein großes Schild mit der Aufschrift „Flugplatz Ristedt“. Das klingt auf dem ersten Blick etwas groß, doch der Vereinssitz ist tatsächlich ein Sonderflugplatz, eingetragen bei der Flugbehörde. Seine rund 140 Mitglieder fliegen dort Flächenmodelle, Nurflügler, Easystars und Multicopter. Mit einem Gesamtgewicht bis 24 kg ist es ohne Sondergenehmigung dort möglich. „Die Veranstaltung heute machen wir auch, um über die Bedingungen für den Flugsport aufzuklären. Viele wissen gar nicht, dass eine Versicherung für das Fliegen dieser Modelle nötig ist“, erzählte Ingo Rulfs.

„Heute bekommt man die großen Flugzeuge schon fertig zusammengebaut geliefert. Die meisten glauben dann, auspacken und starten reicht aus“, erzählte der Schriftführer des Vereins, Reiner Gerecke. Doch nicht nur aus eigener Erfahrung weiß Gerecke, dass es wichtig ist, wenigstens vorher die Bedienungsanleitung zu lesen und gewisse Einstellungen vorzunehmen. „Das Internet ist voll von Filmen, in denen das Flugzeug ins Nirgendwo fliegt und der Pilot es nicht zurückholen kann. Dann wurde vergessen, vorher das ,Return To Home‘ einzustellen“, sagte Gerecke. „Die Einstellung ist wichtig, damit das Flugzeug seinen Ausgangspunkt als Koordinaten kennt“, erklärte Rulfs. „Bei diesen Anfängen und anderen Dingen helfen sich die Vereinsmitglieder gegenseitig“, so Gerecke.

Der Sonntag stand beim FSC Stieglitz unter einer besonderen Überschrift – dem FPV-Treffen. Diese drei Buchstaben sind die Abkürzung von First Person View. Das FPV-Racing, das der Verein mit einem Parcours den Besuchern zeigte, steht für ein Wettfliegen mit Multicoptern, die mit FPV-Equipment fliegen. Zu dieser Ausrüstung gehören eine Kamera an den Coptern sowie Videobrillen und Bildschirme am Boden, mit deren Hilfe die Multicopter durch den Hindernisparcours gesteuert werden. Der Pilot bekommt dabei das Gefühl, direkt in dem Fluggerät zu sitzen, um Fahnen herum und unter Brücken hindurch zu fliegen. Ein Gefühl wie im 3D-Kino. Nur, dass man hier selber Einfluss auf die Flugrichtung und Geschwindigkeit nimmt. Bei Geschwindigkeiten bis zu 130 Stundenkilometern kann bei dem Piloten schon ein Kribbeln im Bauch auftreten. Es wird auch empfohlen, sich dabei zu setzen, denn man neigt dazu, die Bewegungen des Flugobjekts mit dem eigenen Körper mitzumachen und ins Straucheln zu geraten.

„Das steigert auf jeden Fall den Will-haben-Effekt“, sagte Daniel Meisner, nachdem er das Fluggefühl mit der Videobrille ausprobieren durfte. Er ist vor elf Jahren durch seinen Vater zum Modellfliegen gekommen und seit neun Jahren Mitglied im FSC-Stieglitz. „Ich überlege mir, auch einen Multicopter und so eine Ausrüstung anzuschaffen.“ Als erfahrener Flugsportler weiß er, dass das Steuern von Hubschraubern und Coptern ohne die FPV-Ausstattung schwerer ist. „Man kann bei denen die Lage beim Fliegen nicht richtig erkennen. Die sehen am Himmel von allen Seiten gleich aus, weil die Flügel zur Orientierung nicht da sind. Da empfiehlt sich das Fliegen mit Bildschirm oder Videobrille.“